"Hallo Manfred,
erstmal ganz herzlichen Dank für den Reisegutschein. Das ist wirklich eine sehr nette Geste und wir haben uns sehr gefreut. Mal schauen, wohin uns der Weg das nächste Mal führt. Es hat ein paar Tage gedauert, bis wir uns zurückmelden. Nachdem wir ebenfalls eine so ausführliche Mail zurückbekommen haben, haben wir uns entschlossen, noch ein paar unserer schönsten Erlebnisse
und Begegnungen zum besten zu geben.
Wir haben uns schon gedacht, dass viele Gäste nach dem Essen ins Bett fallen, morgens um 7:00 Frühstück erwarten und um 8:30 wieder auf Tour
sind. Mit Ausnahme des frühen Aufstehens machen wir das auf unseren Radtouren in Deutschland auch ab und zu so. Aber doch nicht in Irland! Da fährt man doch hin, um Land und Leute kennenzulernen... Wir haben es eben etwas anders gemacht, den Komfort der Häuser genossen und auf den weiten Weg geschimpft, aber dafür haben wir an 8 Abenden der Reise Live-Musik erlebt und viele nette Bekanntschaften geschlossen. z.B.:
Tom und Elaine aus New Hampshire / USA ... haben wir beim Frühstück in Glendaran kennengelernt und uns - ganz uneigennützig :-) - für den Abend verabredet, (damit hatten wir eine Transportmöglichkeit in deren Mietwagen UND nette Gesellschaft). Tom ist Schriftsteller und hat mir zum Abschied ein signiertes Buch geschenkt. Und Elaine hat Guntram über einer Zigarette gestanden, dass sie überglücklich gewesen sei, dass wir gefragt haben, ob sie uns in den Pub begleiten möchten- ihr Mann ist nämlich sonst auch einer der Nicht-Weggeher. Wir hatten an diesem Abend bei Matt Molloy's auch ein ungewöhnliches Erlebnis, nämlich das zweier konkurrierender Sessions. Als wir kamen, gab es dort eine private Feier mit Schnittchen etc. Sie hatten zwei Gitarren dabei und ein paar Sänger von modernen irischen Sachen (Mary Black, Sean Keane etc), die wirklich sehr gut waren. Leider hatten sie nicht den Anstand, aufzuhören, als die "richtigen" Musiker anrückten und haben einfach weitergemacht. Nach einiger Zeit mit Wechselbeschallung aus beiden Räumen gaben die traditionellen irgendwann frustriert auf.
Rita und Mike aus Alabama...
haben die Fähre nach Inishmore um 15 Minuten aufgehalten und kamen dann in größter Eile und mit echt amerikanischem Excitement ("Oh, my God!") mit ihrer Hochzeitsgesellschaft an Bord des winzigen Bootes.
Sie bereits mit Brautfrisur und "halbem" Kleid, er in Jeans, den Anzug über'm Arm, 2 Sätze Eltern, Trauzeugen, Geschwister und zwei Fotografen. Zwei Stunden später sollte auf Inishmore die Trauung sein. Das Forrest-Gump-Zitat "Life is like a box of chocolates..." führte dazu, dass ich ihr eine (leider) halbleere herzförmige Dose mit Marzipanherzen in die Hand drückte und alles gute zur Hochzeit wünschte. Sie fiel mir um den Hals, er stellte sich förmlich vor, die Trauzeugin war begeistert und das ganze gipfelte in einer Unmenge von Gruppenfotos mit Braut, Bräutigam und der restlichen Gesellschaft. Ich mache mir keine Illusionen darüber, dass sie zuhause in Alabama noch wissen, wer wir sind, aber das tut dem besonderen Erlebnis keinen Abbruch.
Caroline und Tony aus Trim, Co. Meath, Irland...
saßen zusammen mit uns an einem Tisch bei McDermott's in Doolin. Sie alleinerziehende Mutter, frisch neu verlobt und unglaublich stolz auf ihr Land und extrem gut informiert über die Geschichte und die heutige Politik. Wir haben den ganzen Abend geredet und diskutiert (einschl. Kurzeinführung ins Gaeltacht), Guinness getrunken und Musik gehört, und dann konnten wir auch noch gemeinsam nach Hause wanken, sie wohnten nämlich auch bei Maeve Fitzgerald. Auf der Schwelle sagte sie "You're so Un-German". Komisch, dass man das als Kompliment betrachtet und sich darüber freut...
Angela und Vincent ...
saßen ebenfalls mit am Tisch und diskutierten mit. Zwei Tage später trafen wir sie im Hafen von Inishmore wieder, wo sie gerade beschlossen hatten, noch einen Tag länger zu bleiben. Den Tag haben
wir gemeinsam verbracht und es war, als ob wir uns schon seit Jahren kennen würden. Nach Abfahrt des letzten Tagesbootes sind wir zusammen nach Dun Aengus hoch und haben dort ganz allein mindestens zwei
Stunden verbracht, auf den Klippen in der Sonne gelegen, geredet oder geschwiegen. Wir wissen noch nicht, ob sie wirklich wie geplant am nächsten Morgen das erste Boot genommen haben, denn als wir spät
abends den Pub verließen, weil wir ja noch so weit zu fahren hatten, waren sie noch munter dabei...
Bridie und ihre Freunde aus Ballina, Co. Mayo, Irland...
hatten uns und unsere Fahrräder schon am Flughafen bemerkt. Eigentlich hätten wir uns gar nicht treffen dürfen, sie sollten nämlich auf dem gleichen Flieger nach Köln haben aber die Aufrufe in der Bar nicht gehört und den Flieger verpaßt. Also umgebucht für den nächsten Tag, B&B gesucht und wieder versackt - bei Durty Nellys, wo wir weit nach Mitternacht alle zusammen sangen und tanzten. Wir wissen nicht, ob sie je nach Deutschland gekommen sind....Der Plan war, dass sie von der späteren Abreise niemandem etwas erzählen wollten, aber wir werden wohl unseren Teil dazu beigetragen haben, dass die Geschichte in Irland die Runde macht, und da jeder jeden kennt, wird sie irgendwann
auch in Ballina landen. Das war unser erster Abend, gleich eine 5-Pint-Night. Noch Fragen? Schade, dass unsere Route Ballina nicht ganz berührte. Wir hätten Bridie´s Einladung zum Besuch gern angenommen....
Susanne aus Braunschweig, Deutschland...
trafen wir bei Dennis im Souvenirshop. Wir hatten gerade Tee bestellt, als sie uns ansprach. Wir haben dann den Tee gemeinsam getrunken und dann rückte sie damit heraus, dass sie uns einladen wolle, weil wir ihr ganz spontan eine Geburtstags-Teegesellschaft beschert hätten. Wir haben dann eins von Dennis' schönen Fotos als Geburtstagsgeschenk für sie gekauft und ihr zum Abschied in die Hand gedrückt. Auf der Weiterfahrt nach Maam hielt überholte uns ein Auto und hielt mit quietschenden Reifen vor uns. Susanne. Das Bild sei ihr Lieblingsfoto, sie hätte so oft davor gestanden und hätte sich unglaublich darüber gefreut, dass wir ausgerechnet dieses Bild gewählt hatten. Von Susanne wartete schon eine Mail auf uns, als wir nach Hause kamen. Fotos werden wir demnächst austauschen.
Am nächsten Morgen sind wir gleich wieder zum Tee bei Dennis gelandet. Zusammen mit dem Abschieds-Tee-Klönschnack mit Jack in Keane´s Bar brauchten wir für den kurzen Weg nach Leenane den ganzen Vormittag. Die B&B-Wirtin im Avondale hatte sich schon gefragt, wo wir blieben. Die anderen Gäste seien immer schon viel früher da...
Das waren nur einige unserer Begegnungen. Wir sind meistens später als geplant aufgebrochen und haben sehr lange für eine Tagestour gebraucht, weil wir uns unterwegs immer wieder verquatscht haben, aber das gehört für uns auf jeden Fall dazu.
Für heute erstmal herzliche Grüße von
Doro und Guntram R.
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